Coffee to go (XVII): Gläubig oder glaubend?

In vielen Sprachen gibt es kein Wort für „gläubig“ oder „ungläubig“ – nur für „glaubend“ oder „nicht glaubend“. Ich bin also kein Gläubiger, sondern ein Glaubender. Und eigentlich ist ein Gläubiger einer, bei dem jemand Schulden hat. Mir schuldet aber niemand was, am wenigsten Jesus Christus – dafür schulde ich ihm alles. Jesus ist mein Gläubiger.

– Wolfram Steuernagel

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Kommentare

6 Kommentare auf "Coffee to go (XVII): Gläubig oder glaubend?"

  1. feuerstein says:

    toll, an so was habe ich noch nie gedacht: „Jesus ist mein Gläubiger“! Vielleicht änder ich jetzt mein Vokabular….

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  2. samueldora says:

    Ein Gläubiger im kommerziellen Sinne ist auch jemand, der etwas glaubt. Er glaubt nämlich, dass er sein Geld bekommt, zumindest aber, dass er einen Anspruch darauf hat. Bis zum Offenbarungseid. Ein Gläubiger im religiösen Sinne glaubt nach der Offenbarung erst recht und verzichtet dafür sogar auf den Eid.

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  3. christianarguing says:

    Das mit dem „Gläubiger“ ist zwar ein nettes Wortspiel, aber ethymologischer Unsinn. Eine Gemeindegottesdienst ist ja auch keine Gläubigerversammlung, sondern eine Versammlung der Gläubigen.
    Der schuldrechtliche Begriff „Gläubiger“ ist eine Lehnübersetzung des ital. Wortes creditore, von lat. „credere“, von dem auch unser Wort Credo für Glaubensbekenntnis stammt.

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  4. christianarguing says:

    Lieber Rolf, wenn du erlaubst, poste ich diesen Kommentar in beiden laufenden „gläubig – ungläubig“ -Debatten:

    Diese Diskussion über „gläubig“ und „ungläubig“ ist für mich alles andere als rein akademisch.
    Zur Veranschaulichung, weshalb es gut und sowohl biblisch, als auch aus der christlichen Erfahrung korrekt ist, dass wir Deutschen diese Vokabeln benutzen, mag ein Beispiel aus meiner Biographie dienen.
    In den Papieren meiner (inzwischen recht betagten) Mutter befindet sich eine Ansichtskarte aus Koblenz, datiert vom 20. August 1972.
    Der Text lautet ungefähr so: „Liebe Eltern, ich habe Jesus gefunden und werde von jetzt an mit dem lebendigen Gott leben …“ Meine Eltern waren überrascht und glücklich, dass ihr 19-jähriger Sohn nach ein paar Jahren wilden drogenduseligen Hippiedaseins nun so etwas schrieb.
    Vorausgegangen waren nicht in erster Linie Appelle an meinen Verstand, sondern es war die zwingende, unwiderstehliche Stimme, die durch die Jahrtausende hindurch Gottes Volk sammelt, die wie bei Lazarus in mein Grab hineinrief: „Komm heraus!“
    Freilich wurde mir damals im theologischen Kontext des vorherrschenden Arminianismus gesagt (und ich habe es jahrelang so gesehen), ich hätte Jesus gesucht und gefunden und mich für ihn entschieden.
    In Wahrheit war es genau anders herum: Ich hatte mich entschieden: für den Tod. In einer hybriden Mischung aus mystischem Pantheismus und grenzenloser Egomanie liebte ich die Finsternis mehr als das Licht, bis es mir „wie Schuppen von den Augen“ fiel.
    Zuvor war ich ungläubig, seit diesem Tag bin ich „gläubig“, und trotz aller Höhen und Tiefen, Probleme, Enttäuschungen, Kämpfe und Niederlagen bin ich keinen Augenblick mehr ungläubig gewesen.
    Das ist nicht mein Verdienst, sondern es ist die Liebe Gottes, der unvergängliche Same, den Gott eingepflanzt hat und der sich seinen Weg bahnt.

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    • Wolfram says:

      Lieber Christian, es geht nicht um „gläubig/ungläubig“, sondern um „gläubig/glaubend“. Ich habe in deinem Text probehalber jedes „gläubig“ durch eine aktive Form des Verbs „glauben“ ersetzt, und es nimmt ihm nichts – im Gegenteil.

      Eine Anmerkung noch: du scheinst ein sehr kategorischer Mensch zu sein… Ich habe 15 Jahre meines Lebens in theologischen Hörsälen, Seminarräumen und Bibliotheken verbracht, aber der Begriff des Arminianismus war mir nicht geläufig – vielleicht, weil er in der Fachwelt eher als historische Gegebenheit betrachtet wird? In den lexikalischen Beschreibungen des Arminianismus finde ich auch weder verschiedene Ansichten wieder, die ich in deutschen Landeskirchen und in französischen Kirchen der Reformation kennengelernt habe, noch die eigentlich typisch pietistische Ansicht, die du beschreibst.

      Vielleicht sollten wir vieles viel weniger zerreden und kategorisieren und uns einfach darüber freuen? Ich analysiere ja auch nicht, welchen Typ Ehe ich mit meiner Pfarrfrau führe, sondern freue mich einfach darüber, DASS wir unser Leben zusammenleben. 😉

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  5. christianarguing says:

    Lieber Wolfram,

    gern, freuen wir uns einfach!:-)

    Natürlich kannst du in meinem Kommentar jedes „gläubig“ durch „glaubend“ ersetzen. Nur dass dann „glaubend“ die Bedeutung von „gläubig“ im Sinne einer grundlegenden epistemologische Prämisse und eines ethischen Maßstabs erhält.

    „Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es IST alles neu GEWORDEN!“

    Es ist ein Beginn, eine Geburt, ein neues Sein, und ein sukzessives Gefangennehmen aller Vernunft unter den Gehorsam Christi (2Kor.10,5).

    Keine von beiden, weder die Gläubige, noch die Ungläubigen denken und handeln, solange sie noch in diesem Leben sind, immer bis in die letzte Konsequenz gemäß ihren jeweiligen Prämissen, weshalb das Erscheinungsbild für uns meist verschwommen und irritierend ist (Weizen und Unkraut wachsen nebeneinander und sind schwer zu trennen).
    Kein Mensch kann sie unterscheiden, und doch gibt‘s einen grundlegenden Unterschied, der Auswirkungen für die Ewigkeit hat: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgerottet.“

    Viele Grüße, Christian

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